Anleihen, die festverzinslichen Papiere gelten allgemein als absolut sichere Anlageform. Das ist zunächst nicht falsch. Aber leider auch nicht ganz richtig. Die Rentenpapiere bergen auch Risiken in sich. In diesem Artikel erfährst du, welche das sind

In früheren Zeiten galt das Kaufen von Anleihen bzw. Rentenpapieren als sichere Investition ohne Risiken. All diejenigen Anleger, denen Aktien zu riskant erschienen, verkaufte man Anleihen und empfahl, diese bis zur Endfälligkeit zu halten. Der Anleger ging kein Risiko ein, erhielt regelmäßig seine Zinszahlungen und am Ende der Laufzeit die Tilgung und damit sein Geld zurück. Die Strategie „Kaufen und Liegenlassen“ hatte auch durchaus ihre Berechtigung, da die Zinsen vor sich hin dümpelten, die Kurse prinzipiell senil waren und keiner an moderne Finanzinnovationen dachte.

Das Anlegerpublikum kannte ausnahmslos nur die normalen standardisierten Anleihen, also die festverzinslichen Papiere ohne Risiken, die mit einem festen Kupon, einer Rückzahlung bei Fälligkeit und sonst ohne besondere Rechte ausgestattet waren. Strenge Zahlungskriterien sicherten eine relativ hohe Bonität der Emittenten. In erster Linie dominierten die Anbieter der öffentlichen Hand als Emittenten den Markt für Anleihen. Seit den 70er Jahren hat sich aber das Anlageumfeld grundlegend verändert und auch in den Markt der Anleihen und Renten ist Bewegung gekommen.

Vorsicht: Auch Anleihen bergen Risiken

Heute kann man auch mit festverzinslichen Papieren Risiken eingehen, die man als Anleger kennen und beachten muss. Wenn man von Risiko spricht, dann muss man hier aber, wie bei allen anderen Anlagemedien auch, erwähnen, dass mit einem höheren Risiko auch stets eine höhere Profitchance besteht. Der moderne Anleger von heute findet für jeden Bedarf grundsätzlich auch das richtige und passende festverzinsliche Instrument. Er muss allerdings heutzutage auch die Risiken der Anleihen einschätzen.

Das Ausfallrisiko bei Anleihen

Das Ausfall- bzw. Bonitätsrisiko ist jenes Risiko, welches daraus erwächst, dass der Schuldner in Zahlungsverzug kommen kann oder sogar zahlungsunfähig wird. Je schlechter die Bonität, umso höher ist das Ausfallrisiko der Anleihen. Schuldner mit schlechter Bonität müssen daher einen höheren Kupon beziehungsweise eine höhere Verzinsung bieten, um trotz des Ausfallrisikos attraktiv zu bleiben.

Das Ausfallrisiko von Anleihen lässt sich teilweise diversifizieren, indem man sein Geld auf Anleihen verschiedener Unternehmen aufteilt. Dadurch hat der Ausfall eines einzelnen Papiers im Portfolio einen weniger gravierenden Verlust zur Folge. Allerdings lässt sich beobachten, dass sich Anleihenausfälle in einem bestimmten Zeitintervall häufen können. Es können also deutlich mehr Anleihen in einem bestimmten Zeitraum ausfallen, als man es bei stochastisch unabhängigen Ausfällen erwarten würde. Die Bonität einzelner Unternehmen und Anleihen bemessen internationale, unabhängige Agenturen aus ihrer Sicht mit einem Rating. Die bekanntesten Ratingagenturen sind Moodys, Standard &Poors sowie Fitch. Anleihen von Gläubigern mit schlechter Bonität werden auch als Schrottanleihe, Junk Bond oder High Yield Bond bezeichnet.

Das Zinsänderungsrisiko bei Anleihen

Das Zinsänderungsrisiko ist ein Risiko, welches aus der Möglichkeit einer Änderung des Marktzinses erwächst. Zwar wird eine Anleihe immer zum Nennwert zurückgezahlt, aber der Marktzins hat einen Einfluss auf den Kurs der Anleihen, der von Bedeutung ist, wenn man die sie vor ihrer Fälligkeit wieder verkauft.

Der Marktzinssatz ist der wichtigste, gleichzeitig aber auch der volatilste Parameter zur Bewertung von Anleihen und den damit zusammen hängenden Risiken. Eine Änderung des Zinssatzes hat folgende Auswirkungen für den Inhaber einer Anleihe:

 der Wert der Anleihen sinkt, wenn der Marktzins steigt. Dieser Effekt ist abhängig von der Preissensitivität, welche mittels Duration und Konvexität gemessen werden kann.
 die Rückzahlungsbeträge (Kupon und Tilgung) werden zum neuen Zinssatz angelegt. Steigt der Zinssatz, so steigt auch der Betrag, der aus der Wiederveranlagung der Rückzahlungsbeträge resultiert (der Zinseszins).
 der Zinsertrag aus den Kupons der Anleihen bleibt unverändert.

Die Kursänderung und der Zinseszinseffekt sind gegenläufig. Um die Frage zu beantworten, welchen Gesamteffekt eine Zinsänderung auf die Kurse von Anleihen hat, wurde das Konzept der Duration entwickelt.

Kündigungs-, Auslosungs-, Konversions – Risiko bei Anleihen

Dies sind drei Arten von Risiken, die nur bei bestimmten Anleihen auftreten, bei denen Schuldnerkündigungsrecht oder eine Auslosung der Tilgung vereinbart ist, bzw. wenn es sich um Wandelanleihen handelt.

Das Währungs- und Wechselkurs – Risiko

Die Nominalwährung ist die Währung, in der Anleihen bei Endfälligkeit vom Emittenten zurückgezahlt werden. Die Kuponwährung ist die Währung, in der die Zinsen ausbezahlt werden. Bei fast allen Anleihen sind Kupon- und Nominalwährung identisch. Aufgrund von Wechselkursänderungen schließt der Kauf von Fremdwährungsanleihen immer Risiken des Wechselkurses mit ein. Fällt die Nominalwährung gegenüber der Heimatwährung des Käufers, so erleidet er Verluste, steigt die Nominalwährung gegenüber der Heimatwährung, kann er zusätzliche Gewinne realisieren.

Inflationsrisiko bei Anleihen

Die Risiken der Inflation bedeuten hier die Unsicherheit über die reale Höhe der zukünftigen Auszahlungen der Anleihen. Da der Fisher-Effekt nur langfristig empirisch nachweisbar ist, ist das Inflationsrisiko vom Zinsänderungsrisiko getrennt zu bewerten. Das Risiko der Inflation kann durch den Erwerb von inflationsindexierten Anleihen ausgeschaltet werden.

Liquiditätsrisiko

Es ist möglich, dass zu dem Zeitpunkt, an dem die Anleihen verkauft werden sollen, dies nicht ohne große Kursabschläge erfolgen kann. Dieses Risiko ist in Märkten mit großem Marktvolumen zu vernachlässigen; es kann in kleinen Märkten oder bei exotischen Anleihen aber bestehen.

Abschreibungsrisiko

Es ist gut möglich, dass Anleihen im Wert sinken. Dies kann z. B. aufgrund eines steigenden Zinssatzes passieren. Trotzdem müssen die Anleihen aufgrund der handelsrechtlichen Vorschriften teilweise abgeschrieben werden, was zu unerwünschten Gewinnminderungen in der Bilanz führen kann.