Investmentfonds haben sich wacker geschlagen

Das Jahr 2022 bot kein gutes Umfeld für die deutsche Investmentfonds-Branche. Die Asset-Manager mussten mehrere Krisenherde gleichzeitig im Blick behalten. Trotz der heftigen Kursverluste an den Aktien- und Rentenmärkten hätte die Bilanz der deutschen Investmentfonds auch schlechter ausfallen können


Die fast überstandene Corona-Pandemie, die gestiegene Inflation und der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine, all das bot für die deutschen Investmentfonds nicht wirklich ein gutes Umfeld. Die Asset-Manager hatten viel zu tun. Eine ganze Menge Krisenherde machte ihnen die Arbeit gewiss nicht leicht. Kein Wunder, dass der Bundesverband der deutschen Investmentfonds, BVI eine schlechte Bilanz für das Jahr 2022 bekanntgeben musste. Doch die Zahlen allein sprechen nicht unbedingt eine eindeutige Sprache. Vielmehr gilt es, zwischen den Zeilen zu lesen, und die Statistik richtig zu interpretieren.

Wer in der BVI-Statistik den deutschen Investmentfonds ein schlechtes Jahr unterstellen will, findet in den Zahlen Bestätigung. Denn die Publikumsfonds mussten im Durchschnitt Abflüsse in Milliardenhöhe verbuchen. Nur zwölf der mehr als 40 Anbieter, die dem BVI ihre Zahlen zum Absatz ihrer Publikums-Investmentfonds meldeten, konnten im Jahr 2022 Mittelzuflüsse vermelden. In diesem Marktsegment schrumpfte das von ihnen verwaltete Vermögen in durchschnittlich zwölf Monaten um 197 Milliarden Euro. Doch diese Zahlen lassen sich auch anders interpretieren.


Investmentfonds genießen nach wie vor das Vertrauen ihrer Anleger

Betrachten wir die ganze Sache nüchtern und relativ, dann schrumpfte das Vermögen der Wertpapier-Portfolios nur um 15 Prozent. Dieser Wert lässt sich mehr oder weniger eins zu eins auf die Kursverluste bei Aktien und Anleihen zurückführen. Schaut man sich die Börsenturbulenzen in diesem Zeitraum an, dann wirken die Mittelabflüsse der Investmentfonds geradezu bescheiden. „Der Krieg, explodierende Energiepreise und steigende Inflationsraten haben die Anleger verunsichert“, meint BVI-Präsident Dirk Degenhardt. „Trotzdem haben wir keine hohen Rückflüsse bei den Investmentfonds gesehen, sondern eher eine Kaufzurückhaltung.“

Als wichtige Stütze des Neugeschäfts bezeichnet Degenhardt die Fonds-Sparpläne. Diese Sparte mag zwar bei den Investmentfonds nur einen kleinen Anteil am Gesamtgeschäft haben, aber dennoch beschert sie den Anlegern auch in schwierigen Börsenzeiten stabile Zuflüsse. Profitieren konnte bei den Investmentfonds-Sparplänen vor allem die DEKA und Union Investment. Sie haben dieses Geschäft in den vergangenen Jahren über ihre hauseigenen, exklusiven Vertriebskanäle, die Sparkassen, Volks- und Raiffeisenbanken, deutlich forciert.


Deutsche Investmentfonds – Anbieter im Vergleich

Diese beiden Fondshäuser führen auch 2022 das Ranking der absatzstärksten Anbieter bei Investmentfonds, was das Nettomittelaufkommen betrifft, an. Gefolgt von Flossbach von Storch, Universal Investment, Franklin Templeton, Amundi, Allianz Global Investors und DWS. Alles in allem hätte bei nüchterner Betrachtung die Bilanz deutscher Investmentfonds auch sehr viel schlechter ausfallen können.